Pressemitteilung der VVN-BdA Taunus zur Gedenkstätte Kalmenhof in Idstein
3. Juni 2020
geschrieben von VVN-BdA Ortsgruppe Taunus
Ende Mai war der Lokalpresse zu entnehmen, dass das Gelände des Kalmenhofs in Idstein mit dem sogenannten „Mordhaus“ und anderen Gebäuden seit dem 1. April diesen Jahres unter Denkmalschutz steht.
Wie von mehreren Organisationen und vielen Einzelpersonen seit langem gefordert, kann dieses Areal, das wie kein anderes im Idsteiner Land für die Barbarei und den Schrecken des Nazi-Terrors steht, 75 Jahre nach Ende des Hitlerfaschismus endlich so gestaltet werden, dass ein würdiges Andenken an die Opfer möglich wird.
Auf diesem Gelände wurden, auch unter Mitwirkung Idsteiner Bürger*innen, mindestens 719 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zu Tode gespritzt oder in anderer bestialischer Weise ums Leben gebracht.
Nachdem noch vor wenigen Jahren für manche Beteiligten gar eine kommerzielle Nutzung des Geländes vorstellbar war, konnten sich nun verantwortungsvolle Kräfte durchsetzen. Der beharrliche Druck z. B. durch die Kreistagsfraktion der LINKEN im Rheingau-Taunus-Kreis und anderer Menschen sei hier ausdrücklich erwähnt.
Höchst unrühmlich ist die jahrzehntelange Vertuschungspraxis mancher Stadtoberen und Honoratioren Idsteins. So gibt es bis heute im gesamten Stadtbereich (vom eigentlichen Kalmenhof-Gelände abgesehen) keinen einzigen Hinweis auf die örtlichen Nazi-Gräuel.
Die VVN-BdA Taunus fordert von Bürgermeister Herfurth die unverzügliche Aufstellung von mindestens zwei deutlichen Hinweisen an zentralen Punkten der Stadt, damit Besucher wie Bürger auf die hier begangenen Verbrechen und deren Opfer aufmerksam werden.
In einer Zeit, in der die faschistische „AfD“ menschenverachtende Hetze und Rassismus auch in unserer Region wieder hoffähig macht, ist die Aufarbeitung der Geschichte des deutschen Faschismus und die Erinnerung an dessen Gräueltaten von elementarer Bedeutung. Es ist höchste Zeit, dass Idstein dieser Aufgabe endlich nachkommt. Weitere Schritte müssen folgen.