Der Taunus ist bunt
10. Juni 2024
250 Menschen demonstrieren
in Schmitten für Demokratie
Foto: Olaf Argens
Der nachfolgende Bericht wurde den Schmittener Nachrichten 2/2024 entnommen (https://www.schmitten.de/rathaus-politik/veroeffentlichungen/schmittener-nachrichten/.
Über 200 Demonstranten gingen Ende April in Schmitten für Demokratie und Toleranz auf die Straße.
„Wir sind bunt + stolz auf die Demokratie in unserem Land – Nie wieder ist jetzt“, „Menschenrechte – keine rechten Menschen“, „Für Toleranz“, „Hinsehen, aufstehen, Demokratie verteidigen“, so lauteten einige Botschaften derer, die am Samstag in Schmitten für Demokratie und Toleranz auf die Straße gingen. Vom Schwimmbad- Parkplatz machten sich zunächst 130 Demonstranten auf zum Kundgebungsort am Parkplatz an der Kanonenstraße. Nach Schätzung von Dr. Irene Hubertz (Grüne) vom Schmittener Aktionsbündnis waren es bei der Kundgebung dann etwa 250 Teilnehmer.
Versammlungsleiter Stephan Küthe vom SPD-Ortsverband stellte kurz die Akteure und Unterstützer des erst Mitte Februar gegründeten Aktionsbündnisses vor. Getragen werde das Bündnis von allen de- mokratischen Fraktionen der Schmittener Gemeindevertretung, von Gewerkschaften,Kirchengemeinden, Vereinen und Unternehmen. Ihrem Aufruf zur friedlichen Demonstration waren nicht nur Schmittener gefolgt, sondern aus dem ganzen Usinger Land Menschen, die Demokratie und Freiheit in Gefahr sehen und sich gegen Rassismus, Hass und Populismus positionieren. Als Erstes wandte sich Schmittens Bürgermeistern Julia Krügers (CDU) an die Demonstranten. Jeder sechste Schmittener habe eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit. „Haben wir damit ein Problem? Nein“,rief sie in die Menge. In den sozialen Medien tummelten sich viele Gegner der Demokratie. „Diese versuchen, auf komplexe Probleme einfache Antworten zu geben Diese gibt es nicht, erst recht nicht mit markigen Worten, die an eine ganz dunkle Zeit in Deutschland erinnern“, sagte sie unter Applaus. „Gegenüber den Feinden der Demokratie sind wir nicht intolerant, sondern konsequent.“ Hubertz, Fraktionsvorsitzende der Grünen sprach sich gegen jegliche Form von Populismus aus. Demokratie sei niemals einfach, aber eine der besten Lösungen. Demokratie bedeute auch, andere Meinungen auszuhalten. Und sie forderte: „Wir müssen die Sorgen der Menschen, die hinter undemokratischen Meinungen stehen, ernst nehmen.“Sie erinnerte an 1933, als demokratisch gewählte Kräfte später ihre menschenfeindlichen Ideen in die Tat umsetzten. „Wir haben genug von Hass und Hetze und wollen friedlich in unserer vielfältigen Gesellschaft zusammenleben.“
Wie Rainer Pietschmann vom Vorstand der Schmittener b-now den Demokraten deutlich machte, geht es darum,die beste vorhandene Gesellschaftsform zu verteidigen. Wichtig sei es, die plan-voll handelnden Menschen mit ihren Umsturzstrategien zu durchschauen, um dann dagegen Stellung zu beziehen und Zuversicht zu verbreiten. „Die Mehrheit sind wir, zeigen wir, dass wir die Zukunft gestalten können und wollen“, meinte er unter Applaus. SPD-Landtagsabgeordnete Elke Barth ist überzeugt: „Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, bevor sie die Macht übernommen haben.“ Rechtspopulisten, die Angst schürten und Verunsicherung schafften, dürfe man keine Chance geben.
DGB-Kreisvorsitzender Dietmar Mohr zog Parallelen zwischen dem Treffen von Neonazis, AfD-Mitgliedern und anderen Antidemokraten in Potsdam und der Besprechung 1942 am Wannsee und sagte mit Blick in die Geschichte und auf das Schicksal der Juden, Andersdenkender und Euthanasieopfer: „Aufstehen gegen rechtsextremes Gedankengut ist jetzt, nie wieder ist jetzt und der Taunus ist bunt.“ Er begrüßte es, dass mit den vielen Demonstrationen ein Ruck durch die Gesellschaft gehe. Friedrichsdorfs FDP-Stadträtin Evelyn Haindl-Mehlhorn sprach sich nicht zuletzt im Hinblick auf die anstehende Europawahl für eine streitbare Demokratie aus. Musikalisch wurde die Kundgebung begleitet von Gitarrist und Sänger Manfred Klink. (evk)