Stolpersteine im Taunus – eine Form der Einnerungskultur
24. September 2023
Mitte September 2023 verlegte der Berliner Künstler Gunter Demnig in den beiden Taunus-Gemeinden Idstein und Taunusstein Stolpersteine im Gedenken an ehemalige jüdische Mitbürger*innen.
Beide Verlegungen fanden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt, vor allem die Beteiligungen älterer Schüler*innen aus den Gemeinden, die in beiden Fällen kurze Biografien der Erinnerten vorstellten, trug zu dem würdigen Rahmen der bewegenden Gedenken bei.
Im Anschluss an die zweite Verlegung war es der VVN-BdA-Ortsgruppe Taunus möglich, ein kurzes Gespräch mit Gunter Demnig über seine Tätigkeit zu führen.
Gefragt, ob es nach seiner Beobachtung eine spürbare Veränderung bei der Verlegung der Stolpersteine gäbe, antwortete Demnig, dass es in den über dreißig Jahren seiner Aktivitäten und nach der im Mai dieses Jahres erfolgten einhunderttausendsten Verlegung in einunddreißig europäischen Ländern leichter geworden und ein gesteigertes Interesse der Zivilgesellschaft an seiner Tätigkeit festzustellen sei. Allerdings sei auch teilweise das Gegenteil feststellbar, wenn etwa eine thüringische Gemeinde im Zusammenschluss von AfD mit CDU im Stadtrat die Installation der Gedenksteine ablehne, obwohl eine Gruppe dortiger Schüler aus einem Geschichte-Kurs sich vehement für die Verlegung stark gemacht hatte. Überhaupt bereite ihm der Zulauf zur menschenfeindlichen Politik der rechtsextremistischen Partei große Sorge. Hoffnung bereite ihm dagegen das große Engagement vor allem junger Menschen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzten.
Abschließend war ihm wichtig zu betonen, dass in der aktuell angespannten Situation es besonders wichtig sei, dass Demokraten in der Lage sein müssten sich gegen die Gefahr von rechts zusammenzuschließen und entschlossenen Widerstand zu leisten, was während der Weimarer Republik gescheitert sei und die Machtübergabe an die Nazis begünstigt habe.
Bei beiden Stolperstein-Verlegungen fiel es anwesenden Antifaschisten sehr unangenehm auf, dass die jeweiligen Repräsentanten der Gemeinden sich nicht in der Lage sahen, eine Verbindung zwischen den historischen Geschehen und der aktuellen Situation des Erstarkens des Faschismus zu ziehen. Von einem Stadtverordnetenvorsteher der SPD war dazu zu hören, er habe womöglich anwesende Personen mit einem abweichenden Geschichtsverständnis nicht vor den Kopf stoßen wollen…
„Im Kampf gegen die Nazis können wir uns auf den Staat nicht verlassen.“ – Esther Bejarano
Wolfgang Althen